Obwohl MBSR als klare, säkulare Methode gilt, entstammt es dennoch buddhistischen Wurzeln. «« einklappen
Jon Kabat-Zinn machte während eines seiner längeren buddhistischen Meditationsretreats die Erfahrung, dass Schmerzen als „unangenehme körperliche Empfindungen“ betrachtet werden können, auf die wir nicht immer reagieren müssen. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte er 1979 das MBSR-Curriculum, das er konsequent vom buddhistischen Kontext löste und in der Form zusammenstellte, wie es noch heute angewendet wird. Ursprünglich wurde es bei Menschen eingesetzt, denen die herkömmlichen Methoden des Gesundheitssystems nicht mehr bei der Krankheitsbewältigung helfen konnten – überwiegend Patient:innen mit chronischen Erkrankungen und schwersten Schmerzen. Das Programm war damals als komplementärmedizinische Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung gedacht, gemäß dem salutogenetischen Konzept: Leben mit dem Schmerz. Ziel war es, den Stress zu reduzieren, den diese chronischen Zustände verursachen. Daher nannte Kabat-Zinn das Programm „Stressreduktion durch Achtsamkeit“ – Mindfulness Based Stress Reduction.
Vor 20 Jahren lag der Schwerpunkt unserer Verbandsarbeit zunächst darauf, die weltanschauliche Neutralität des Programms und der zugrundeliegenden Haltung bekannt zu machen und zu betonen, während aber gleichzeitig die Nähe zu buddhistischen oder spirituellen Lehren gesucht wurde, dem Dharma im buddhistischen Sinne. Bei allen MBSR-Konferenzen endeten wir mit einem „Dharmavortrag“, um die Verbindung zu buddhistischen Themen herzustellen und uns auf die anschließende Mitgliederversammlung einzustimmen.
In den letzten Jahren hat sich „Achtsamkeit“ in vielen Bereichen der Gesellschaft in unterschiedlichen Interpretationen etabliert. Um sich in diesem weiten Feld zu positionieren und abzugrenzen, betont der Verband aktuell die hohe Qualität und wissenschaftliche Evidenz der achtsamkeitsbasierten Programme.
Aber ist es heute noch angemessen, zeitgemäß oder gar notwendig, die buddhistische Lehre, den Dharma, ebenfalls weiterzuleben? Welche Rolle sollte der Dharma in der heutigen Zeit in achtsamkeitsbasierten Programmen einnehmen? Machen die Programme ohne eine Einbettung in die buddhistische Philosophie überhaupt Sinn? Antworten zu diesen Fragen wollen wir uns in unserer Jahreskonferenz 2024 gemeinsam annähern.
Wir freuen uns auf euch!
Nicole Baden Roshi
Dr. Yuka Nakamura