Empathie und Mitgefühl

29.04.2022

Neurowissenschaftlerin Tania Singer erläutert im taz-Interview, warum Mitgefühl weniger flüchtig als Empathie und mit positiven Emotionen verbunden ist und wie sich Helfende gegen Überforderung wappnen können.

„Erst mal helfen sich Menschen nach einer Katastrophe, ein Verhalten, was auch als Tend-and-befriend-Hypothese in der Stressliteratur bekannt ist. Man tut sich zusammen, um mit Bedrohungen besser umzugehen. Das ist aber nur ein erster Reflex. Wenn man aus empathischem Stress oder aus Empathie heraus hilft, dann ist das natürlich auch hilfreich, aber meist nicht sehr nachhaltig. Sobald die berührenden Bilder aus der Presse verschwinden, lässt auch die Hilfsbereitschaft nach. Mitgefühl dagegen ist keine flüchtige Emotion, sondern eine soziale Motivation, sie kann sogar zu einer dauerhaften Lebenseinstellung werden. Wer Mitgefühl empfindet, kümmert sich auch noch nach Monaten um Hilfsbedürftige. Nachhaltiges Mitgefühl muss aber häufig erst kultiviert werden über längere Zeit.“

Dass man Mitgefühl mit mentalem Training fördern kann, hat die Wissenschaftlerin in einem umfangreichen Forschungsprojekt nachgewiesen. Zum Projektteam gehörten auch Achtsamkeitslehrende des MBSR-MBCT Verbandes.

Tania Singer beschreibt im Interview mit der taz, dass sich zum Beispiel eine einfache Übung als sehr effektiv erwiesen hätte, um das empathische Zuhören, die Akzeptanz schwieriger Emotionen, aber auch Dankbarkeit und Mitgefühl zu stärken. Bei der sogenannte Dyade telefonierten zwei Menschen 12 Minuten täglich miteinander nach einem klaren Frage-Zuhör-Schema.
 

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