Das Trainieren von Achtsamkeit und Resilienz hilft Menschen, besser mit Stress umzugehen, nicht nur im Bildungsbereich. Aber gravierende Mängel in Strukturen und Systemen können damit nicht einfach ausgeglichen werden.
Das Beratergremium der Kultusministerkonferenz SWK schlug nun zeitlich befristete Notmaßnahmen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel vor. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission verweist auf die besondere historische Herausforderung. Sie sei sich bewusst, dass ihre Vorschläge "eine zusätzliche Belastung für Lehrkräfte mit sich bringen". Deshalb müssten die vorgeschlagenen Maßnahmen befristet werden, teilte die Kommission mit.
Empfohlen wurde u.a. eine Einschränkung der Teilzeitarbeit für Lehrerinnen und Lehrer. Sie schlägt, wie die Tagesschau berichtete, zudem vor, mehr Angebote zur Gesundheitsvorsorge bei Lehrkräften zu schaffen - etwa Coaching, Supervision oder Achtsamkeitstrainings.
"Achtsamkeitstrainings müssen ein Grundangebot für Lehrkräfte werden, das ihnen Selbstfürsorge und Resilienzaufbau ermöglicht. Allerdings lassen sich damit ständige Überbelastung oder hinderliche Strukturen nicht mal eben kompensieren“, meint Dr. Martina Aßmann vom Vorstand des MBSR-MBCT Verbandes. „Als Notfallpflaster funktioniert Achtsamkeit nicht. Mitarbeitenden sollte dafür langfristig und ganz selbstverständlich Zeit und Raum eingeräumt werden. Idealerweise bereits als Präventivmaßnahme in der Ausbildung. Das wäre auch ein Anreiz, junge Menschen für den Lehrberuf zu gewinnen."
Wie groß der Bedarf an solchen Angeboten ist, zeigt die hohe Nachfrage, die der MBSR-MBCT Verband mit dem AUF!leben-Projekt im vergangenen Jahr erlebt hat. Die Kurse für pädagogische Fachkräfte nach dem AKiJU-Curriculum, finanziert über das Programm der Bundesregierung Aufholen nach Corona erreichten schnell über 1.000 Teilnehmende aus Schulen, Kitas und Berufsschulen. Sie beschrieben die Trainings als Bereicherung, sehr wertschätzend und gewinnbringend. 89% würden die Kurse weiterempfehlen.*
Zur Motivation für ein Achtsamkeitstraining sagte eine Teilnehmerin: „Ich möchte bewusster mit meinen körperlichen und geistig- emotionalen Kräften umgehen, um auch langfristig in meinem Beruf arbeiten zu können, da ich ihn bislang als sehr kräftezehrend empfinde.“
* In Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg wurde das AKiJu-Curriculum 2022 unter der Leitung von Prof. Dr. Antje Miksch evaluiert und wissenschaftlich begleitet.