16. Jahreskonferenz des MBSR-MBCT Verbandes

08.11.2022

Unter dem Motto „Alles bleibt anders. Wie kommt das Neue in die Welt?“ fächerte sich am ersten Novemberwochenende in diesem Jahr wieder ein hochkarätiges Programm auf.

Die vier Keynotes von Prof. Gert Scobel, Dr. Christine Brähler, Prof. Dr. Tania Singer und Tineke Osterloh spannten einen Bogen von der Existenz inmitten komplexer Systeme und Krisen über den Umgang mit Verletzungen und Wut bis hin zur Kraft aus Meditation, Dialog, Zuhören und  Vertrauen. 

„Mindfulness ist survial in unserer polarisierten Welt“

So erläuterte Gert Scobel, warum es in komplexen Systemen und Krisen, die unsere Welt gerade ausmachen, keine konkreten Vorhersagen geben kann. Meditation, so Scobel, könne dabei helfen, uns in dieser Unsicherheit zurechtzufinden und mittendrin zu sein in dem, was jetzt aktuell ist. Und ohne dem Impuls zu verdrängen, nachzugeben. Der Weg sei hart, aber dieses – auch körperliche – Üben versetzt in die Lage, sich frei und freundlich in einer komplexen Wirklichkeit zu bewegen. Die birgt natürlich immer wieder Überraschungen, gute wie negative.

Mitgefühl heißt nicht alles passiv anzunehmen, sondern aktiv durchgreifen, wenn nötig

„Mit einem achtsamen Blick auf die Welt schauen, darf nicht bedeuten, sich innerlich klinisch zu desinfizieren“, so die Psychologische Psychotherapeutin Christine Brähler. „Unterdrückte Wut macht uns psychisch und physisch krank. Statt Konflikte und Verletzungen spirituell zu umgehen, sollten Achtsamkeitslehrende helfen, ein kraftvolles Selbstmitgefühl freizulegen. Zentral dafür sei, sich mit der oft innerlich zensierten Emotion der Wut vertraut zu machen, sie in Mut, Klarheit, Weisheit und Konfliktfähigkeit zu verwandeln. Erster Schritt sei, den Wert und die Wichtigkeit dieses Gefühls anzuerkennen. „Dafür braucht es keine Technik, man muss sein Herz öffnen.“ Wie man Mitgefühl und soziales Miteinander befördern kann, zeigte Tania Singer in ihrem Vortrag auf. Besonders beeindruckend: welche Wirkung sich damit erreichen lässt. Dafür sprechen die Ergebnisse ihres Berliner Covsocial-Projektes zur Veränderung der psychischen Gesundheit, Resilienz und sozialen Kohäsion deutlich.

Fortbildung, Austausch, gemeinsame Praxis

Viel Wissen, neue Impulse und Austauschmomente gab es natürlich wieder in den zahlreichen Workshops aus den unterschiedlichen Anwendungsbereichen von Achtsamkeit und MBSR: Achtsamkeit in der Bildungslandschaft, in der Schmerztherapie, in der Wirtschaft oder bei den Potenzialen für eine sozial-ökologische Transformation. Es ging um Förderung von Diversität und Inklusion z.B. Kurse breiter zugänglich zu machen oder an besondere Bedürfnisse wie beispielsweise von Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder wenig Deutschkenntnissen anzupassen. Außerdem auf dem Programm: jede Menge Anregungen und „Handwerkszeug“ für alle, die Achtsamkeit lehren.

Good Practice Slam

Das neue Format Good Practice Slam wurde ein echter Erfolg. Mitglieder des Verbandes gaben kurze Einblicke in besondere Momente ihrer Berufspraxis und erzählten über „das  Neue“, das sie ins Leben gerufen haben: Ein Meditations-Kurs für Medizinstudenten, für den sich die Teilnehmer:innen freiwillig morgens schon um 6:30 Uhr im Botanischen Garten trafen. Lernen durch Erfahren: Niedrigschwellige MBSR-Kennenlern-Runden für das gesamte Praxisteam, ein Achtsamkeitstraining für hörende und nichthörende Lehrer und Lehrerinnen an einer inklusiven Hamburger Schule ...

Auch im Onlineformat war das gemeinsame Praktizieren von Achtsamkeit selbstverständlich: in kurzen Momenten der Stille oder beim „den Füßen lauschen“. Das Fazit der Konferenzteilnehmer:innen in den Chats und im Gästebuch: „Danke für diesen inspirierenden Tag und die wunderbaren Anregungen."

Nachhören möglich

Wer sich für die Konferenz angemeldet hat, kann noch bis Ende des Jahres mit seinen Zugangsdaten auf der Online-Plattform https://mbsr-konferenz.de die Mitschnitte der Vorträge und einen Teil der Workshops nachhören.

Die nächste Konferenz findet vom 3. bis zum 5. November 2023 in Kassel statt.

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