Achtsamkeitsmeditation – eine Methode, bei der die bewusste Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments im Mittelpunkt steht – findet in der Forschung zunehmend Anerkennung. Sie fördert das unvoreingenommene Beobachten von Gedanken, Gefühlen und Körpersignalen, was Studien zufolge Stress, Ängste, Bluthochdruck und auch Schmerzen verringern kann.
Achtsamkeit übertrifft den Placebo-Effekt
Um herauszufinden, ob die schmerzlindernde Wirkung der Meditation über den Placebo-Effekt hinausgeht, wurde in einem aufwendigen Experiment die Schmerzreaktion von 115 gesunden Probanden untersucht. Die Probanden wurden in vier Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe meditierte achtsam, eine zweite Gruppe übte sich in tiefem Atmen als "Scheinmeditation", die dritte erhielt eine Placebo-Schmerzcreme, die vierte diente als Kontrollgruppe und hörte ein Hörbuch. Durch einen funktionellen Hirnscan, der vor und nach der Intervention durchgeführt wurde, konnten die Forschenden sichtbar machen, welche Gehirnareale an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind.
Das Ergebnis: Die Gruppe, die Achtsamkeitsmeditation praktizierte, zeigte die größte Schmerzlinderung. Dabei konnten die Forschenden beobachten, dass sich durch die Meditation die Synchronisation zwischen den Hirnregionen verringerte, die für Introspektion und emotionale Regulation zuständig sind. Diese veränderte Hirnaktivität ließ die Schmerzsignale weniger intensiv erscheinen, was den Betroffenen ein real spürbares Linderungsgefühl vermittelte.
Neue Hoffnung für Schmerzkranke: "Der Geist ist extrem mächtig"
Professor Fadel Zeidan, Erstautor der Studie und Professor für Anästhesiologie, betont: "Durch die Trennung des Schmerzes vom Selbst und den Verzicht auf wertende Urteile kann die Achtsamkeitsmeditation unser Schmerzerleben direkt verändern – ohne Medikamente, ohne Kosten und jederzeit anwendbar." Für chronische Schmerzpatienten könnte diese Art der Meditation, die sich auf das bewusste Loslassen und Beobachten von Empfindungen konzentriert, eine ergänzende oder gar alternative Methode zur Linderung bieten.
Diese Studie unterstreicht den Wert von Achtsamkeitspraxis für die Schmerzbehandlung und ist ein ermutigender Hinweis darauf, dass das gezielte Einsetzen dieser Technik das Wohlbefinden spürbar verbessern kann.
Weiterführende Informationen und Originalpublikation:
Mehr dazu im Artikel „Wegweisende Studie – Nachweis per Hirnscan: Achtsamkeitsübungen reduzieren effektiv Schmerzen“ in der Zeitschrift GEO: https://www.geo.de/wissen/gesundheit/schmerzen--warum-achtsamkeitsmeditation-lindernd-wirkt-35117896.html oder direkt in der Studie „Mindfulness Meditation and Placebo Modulate Distinct Multivariate Neural Signatures to Reduce Pain“ im Fachmagazin Biological Psychiatry. A Journal of Psychiatric Neuroscience an Therapeutics: https://www.biologicalpsychiatryjournal.com/article/S0006-3223(24)01556-7/fulltext
