14. Jahreskonferenz des MBSR-MBCT Verbandes

09.11.2020

370 Achtsamkeitslehrende trafen sich auf Kongress: Viel positives Feedback, nicht nur für die Inhalte, sondern auch für das coronabedingte Online-Format.

„Ich bin begeistert, wie sogar eine Konferenz mit vielen verschiedenen Räumen online funktioniert und das obwohl ich schon sehr viel und auch schon lange in virtuellen Räumen online arbeite“, schrieb eine Kongressbesucherin ins digitale Gästebuch. 370 Teilnehmer:innen kamen am zweiten Novemberwochenende auf Einladung des Verbandes der Achtsamkeitslehrenden zusammen, um den Vorträgen am Bildschirm zu folgen und die zahlreichen Workshops zu besuchen.

Achsamkeitspraxis wirkt auch im Alter

Zum Auftakt sprach Prof. Olga Klimecki über den Einfluss von Meditationstrainings bei Ängsten und in zwischenmenschlichen Konflikten. Die Forschungen der Neurowissenschaftlerin bestätigten, dass regelmäßiges Meditieren genauso wie Bewegung nachweisbare Auswirkungen auf das Gehirn haben, auch bei älteren Menschen. Besonders positiv sei die Kombination von beidem.

Make sure, where the breaks are

Weil der Umgang mit Traumata in Achtsamkeitskursen wie auch in der Ausbildung zum MBSR-Lehrenden zunehmend wichtiger wird, hatte der Verband einen ausgewiesenen Experten für Trauma-Sensitive Mindfulness eingeladen. David Treleaven wurde aus Kalifornien zugeschaltet. Er erläuterte, woran man als Kursleitung erkennen kann, ob ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin traumatische Erfahrungen mitbringt und welche Unterstützung in solchen Fällen notwendig ist.

Kritischer Blick auf „Achtsamkeits-Hype“

Achtsamkeit ist zu einem Mega-Trend geworden: in der Konsumwelt wie in der Wissenschaft. „Als deutscher MBSR-MBCT Verband der Achtsamkeitslehrenden tragen wir dazu bei, Achsamkeit bekannter zu machen", so Agnes Kick, Geschäftsführerin des Verbandes. „Gleichzeitig wirken wir mit unseren Bemühungen um Qualität und Ausbildungsstandards Tendenzen von Vereinfachung oder Banalisierung entgegen." So gab der Vortrag von Dr. Simon Schindler Orientierung in der umfangreichen Studienlage zum Thema Achsamkeit. Der Wissenschaftler von der Universität Kassel sprach sich für einen differenzierten Blick und die besondere Verantwortung bei der Vermittlung aus. Achtsamkeit werde mitunter sehr schlicht praktiziert. Auch käme es auf Absicht und Wertekompass an. Aber in vielen Anwendungen sei Achtsamkeit ein starkes Instrument, z.B. bei der Regulation negativer Emotionen oder um aus dem sogenannten Grübelmodus herauszukommen. Orientierung und Hinweise aus buddhistischer Sicht, in der das säkulare Konzept der Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) nach Jon Kabat-Zinn seinen Ursprung hat, kamen von Sister Shifu Simplicity, die als buddhistische Nonne ein Meditationszentrum in Berlin leitet.

Resilienz stärken

Wer sich für die Online-Konferenz angemeldet hatte, konnte außerdem unter 16 Workshops wählen: Die Themen reichten von der MBCT-Methode, die sich besonders für den Umgang mit Ängsten eignet (Aßmann, Meibert) bis zu einem achtsamkeitsbasierten Ansatz, konstruktiv mit der Klimakrise umzugehen (Simon Kornhäusl). Zunehmend ist Achtsamkeit auch in Unternehmen und Institutionen gefragt. Ob in Verbindung mit der Gemeinwohlbilanz (Dr. Hansjakob Richter), als Integration in die tägliche Arbeitswelt z.B. durch die Ausbildung von Achtsamkeitsbotschaftern (Sabine Friese) oder bei der Anleitung für Pädagog:innen an Schulen und Kitas (Dr. Nils Altner).

Achtsamkeit ganz praktisch zu üben, ermöglichte die Konferenz mit Meditationsanleitungen und Momenten der Stille. Auch die virtuellen Pausenräume sowie die digitale Führung durch eine Ausstellung der Leipziger Künstlerin Carina Linge wurden rege genutzt.
 
Die nächste MBSR-MBCT Konferenz ist vom 5. bis 7. November 2021 geplant und soll, sofern pandemiebedingt möglich, in Magdeburg stattfinden.


Programm der Jahreskonferenz 2020