So schön es vielleicht wäre: in Wahrheit gibt es keinen Ausweg aus der Wirklichkeit, die wir nur umrisshaft verstehen. Und dennoch bleiben wir, solange wir leben, „mitten drin“. Aus gutem Grund versuchen wir daher, Aus-Wege zu finden - nicht zuletzt um die Krisen, denen wir gegenwärtig begegnen, zu lösen. Der Begriff der Existenz bezeichnet, im Unterscheid zu „Sein“ und „Leben“ genau diesen Versuch, aus den Mühlen des Faktischen und unseren Verstrickungen ins Organische des Lebens „heraustreten“.
Dabei ist eines der zentralen Probleme unserer Zeit erst jetzt durch die Pandemie, den inzwischen spürbar gewordenen Klimawandel und den Krieg gegen die Ukraine ins öffentliche Bewusstsein getreten: dass Wirklichkeit in hohem Maße komplex ist. Viele Menschen verbinden damit allerdings eher vage Vorstellungen und ein Gefühl der Angst. Tatsächlich war und ist Komplexität ein wesentliches Merkmal aller globalen Probleme und Krisen, seien es Krisen der Energie, Ernährung, Armut oder der globale Wirtschaft. Was aber bedeutet es in diesen Zusammenhängen, „aus der Mitte“ heraus zu handeln und über ein Wissen zu verfügen, das immer auch Nicht-Wissen ist?
Gert Scobel geht in einem kurzen Impulsvortrag diesen Fragen nach. Im zweiten praktischen Teil wollen wir in einer einer angeleiteten und strukturierten Kleingruppenübung uns selber fragen, auf welche konkrete Weise Achtsamkeit uns helfen kann, den Transformationsprozess konkret konkret zu gestalten. Über die Ergebnisse wollen wir dann gemeinsam diskutieren.
PROF. GERT SCOBEL
studierte Theologie und Philosophie in Frankfurt und Berkeley. Er leitet und moderiert seit 2008 das interdisziplinäre Wissenschaftsformat „scobel“ (3sat) und den YouTube-Kanal scobel. Zu seinen Büchern gehört u.a. „Weisheit. Über das, was uns fehlt“ (2018), „NichtDenken. Achtsamkeit und die Transformation von Körper, Geist und Gesellschaft“ (2018) sowie zusammen mit Markus Gabriel „Zwischen Gut und Böse. Philosophie der radikalen Mitte“ (2021). Seit 2016 ist er Honorarprofessor für Philosophie und Interdisziplinarität an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und im Direktorium des Zentrums für Ethik und Verantwortung. Er praktiziert seit über 40 Jahren Zenmeditation.